die kleinschriftbewegung


im ersten drittel des 20. jahrhunderts kam eine bewegung zur erneuerung der deutschen sprache auf . die neue typographie proklamierte den verzicht auf die im 19. jahrhundert verbreiteten dekorativen elemente und setzte dem eine prägnante, klare, nüchterne gestaltung entgegen .

für viele gehörte dazu in letzter konsequenz auch der völlige verzicht auf großbuchstaben . dafür wurden nicht nur ästhetische, sondern auch wirtschaftliche argumente ins feld geführt .

andere stellten die weniger radikale forderung auf, dass, wie in vielen anderen sprachen auch, die großschreibung sich auf satzanfänge und eigennamen beschränken sollte (gemäßigte kleinschreibung) . das war keine neue sache - schon im 19. jahrhundert hatte jakob grimm dies vorgeschlagen .

die nationalsozialistische machtergreifung 1933 setzte der kleinschriftbewegung zunächst ein jähes ende . über die weitere entwicklung werde ich später auf dieser seite berichten .

eines der sprachrohre der damaligen kleinschriftbewegung war die zeitschrift »typographische mitteilungen« des bildungsverbandes der deutschen buchdrucker, von der mir mehrere jahrgänge aus dem nachlass meines großvaters zur verfügung stehen . mehrere ausgaben befassten sich schwerpunktmäßig mit neuer typographie und kleinschreibung . ich gebe hier einige artikel ungekürzt wieder .


typographische mitteilungen 8/1929

die artikel in der ausgabe 8/1929 sind zweispaltig im blocksatz in einer antiquaschrift mit langem s gesetzt, die interpunktion ist nach den üblichen regeln angeordnet .

typographische mitteilungen 5/1931

die artikel in der ausgabe 5/1931 sind ein- bzw. zweispaltig im blocksatz in einer antiquaschrift gesetzt, satztrennende interpunktion ist nach dem vorschlag von karl rothe mit beidseitigen lücken gesetzt . bei zwei artikeln werden stattdessen die sätze nach dem vorschlag von wilhelm schmidt mit schrägstrichen getrennt .

diese www-seite wird noch ausgebaut .

tobias benjamin köhler, april 2000