karl rothe, dresdensatzregeln und schlußzeichen bei kleinschrift
ja, gibt es auch darüber noch zu reden ? aber gewiß ! in unserer zeit, wo alles in fluß ist, wo althergebrachtes, wo übernommene formen und ausdrucksmöglichkeiten tiefgehenden veränderungen unterliegen und zum teil beiseitegestellt werden, wo nur das geltung besitzt und sich durchsetzt, das anspruch auf größte sachlichkeit und zweckmäßigkeit erheben kann, kommen wir als buchdrucker auch zur kleinschrift . wir dürfen die kleinschrift nicht nur diskutieren, wir müssen an diesem zeitproblem auch praktisch arbeiten, um zu beweisen, daß die kleinschrift tatsächlich zu unserer zeit gehört . in der satztechnik haben sich bei den jeweils geltenden stilarten auch gewisse regeln herausgebildet . greifen wir zurück auf die zeit der gotik, die frühzeit des buchdrucks überhaupt, so sehen wir, daß die seiten damaliger drucke eine geschlossenheit aufweisen, die wir heute noch bewundern . sie gelten also als ausdruck ihrer zeit! wir werden nun bei verwendung der kleinschrift nicht umhin können, unsere heute geltenden ausschlußregeln einer reform zu unterziehen . vor ungefähr zwei jahrzehnten und früher kannte und lernte man den satz mit halbgevierten . in dem letzten jahrzehnt ging man zum drittel- und viertelsatz über, legte mehr wert auf ein sinngemäßes ausschließen . mit dem stärkeren auftreten der kleinschrift müssen wir aber prüfen, ob der satz mit drittel- und viertelgevierten am platze ist, und dies muß verneint werden aus gründen der leserlichkeit . wir müssen erweitern ! als verfechter der kleinschrift wissen wir, daß die kleinbuchstaben in ihrer heutigen form bei anwendung ohne versalien auch noch einer starken korrektur unterzogen werden müssen; versuche in dieser richtung sind schon unternommen, haben aber noch zu keinem greifbaren resultat geführt . um so mehr müssen wir als buchdrucker darangehen, mit den uns zur verfügung stehenden schriften bei kleinbuchstaben alles das herauszuholen, was die lesbarkeit erleichtert, um das erfassen der wortbilder so schnell wie irgend möglich zu gestalten . aus diesem grund darf es nicht mehr heißen: verringern, sondern erweitern ! damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß man nun gleich ins extreme verfällt und gevierte zwischen die wörter steckt, sondern ein guter setzer wird auch hier die grenze zu ziehen wissen, um die geschlossenheit der zeile wie der seite durch vernünftiges ausschließen wie aus einem guß zu gestalten . verfahren wir in dieser weise, dann erleichtern wir allen das lesen, den gegnern aber nehmen wir den gewichtigen einwand weg, daß die wortbilder beim lesen ineinanderfließen .aber nicht nur die regeln des ausschließens sind in der angebenen weise zu verändern, eine weitere wichtige frage ist noch zu lösen, die die sympathisierenden mit der unbedingten kleinschrift vor den kopf stößt; das ist die frage der trennung der sätze voneinander . vielerlei lösungen sind da schon vorgeschlagen: schrägstriche, sternchen, fetter punkt . alle diese zeichen haben mehr oder weniger starke mängel . namentlich bei kurzen sätzen dürfte das öftere vorkommen der genannten zeichen störend wirken, besonders bei fetten punkten . wir müssen aber mit den zur zeit gegebenen schlußzeichen auskommen, und eine lösung ist sehr gut möglich . wir stecken einfach rechts und links des punktes ein drittel- oder viertelgeviert; der punkt, so in den raum gestellt, trennt, ohne vom auge als störend empfunden zu werden, ohne ein großes loch innerhalb der zeile zu verursachen . auf diese weise wird es möglich sein, für die kleinschrift weitere kreise zu gewinnen, ohne konzessionen in der frage des satzanfanges und der eigennamen zu machen .
nachwort der schriftleitung : wir haben bei den aufsätzen in diesem heft nach möglichkeit die vorschläge des kollegen rothe bereits berücksichtigt, so daß die kollegen sich leicht eine vorstellung davon machen können, wie sich diese vorschläge auswirken . in dem vorhergehenden aufsatz und in einem weiter hinten verwendeten wir schrägstriche auf wunsch der verfasser .